Streaming-Dienst Disney+ in Deutschland gestartet

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Disney+ startete in einer Reihe europäischer Länder, darunter Deutschland, Österreich und Schweiz. Das Streaming-Angebot für Filme und Serien steht im Wettbewerb mit Anbietern wie Netflix und Amazon Prime. In den USA ist Disney+ bereits seit November verfügbar. In Frankreich wurde der Start auf Bitten der Regierung verschoben – wegen der Corona-Krise soll das Netz nicht über Gebühr beansprucht werden. Auch in den anderen Ländern soll vorübergehend mit einer niedrigeren Bitrate gestreamt werden.

Disney+ kostet 6,99 Euro im Monat. Für bis zu sieben Personen können Profile angelegt werden; vier Geräte können gleichzeitig streamen. Das ist günstiger als etwa Netflix, wo bereits das Basis-Abo für ein Gerät in Standard-Auflösung (SD) 7,99 Euro kostet. Für das Jahresabo verlangt Disney 69,99 Euro.

In Deutschland gibt es eine Kooperation mit der Telekom: Kunden eines Festnetz- oder Mobilanschlusses, also von MagentaZuhause oder MagentaMobil, schauen in den ersten sechs Monaten gratis. Danach kostet der Dienst dauerhaft nur 5 Euro.

Als Gegenwert kann Disney bereits zum Start ein sehr starkes, aber nicht übermäßig breites Angebot in die Waagschale werfen.

Natürlich werden zahlreiche Trickfilme angeboten, von “Steamboat Willie” aus dem Jahr 1928 (noch in Schwarzweiß, natürlich) bis zur Neuverfilmung von “Der König der Löwen” von 2019: “Aladdin”, “Das Dschungelbuch”, “Die Schöne und das Biest” und viele mehr. Auf “Die Eiskönigin II” allerdings, der erst im November im Kino anlief, muss allerdings noch bis Juli gewartet werden.
Zudem gibt es zahlreiche familientaugliche Real- und Fantasyfilme wie “Fluch der Karibik”, “Ein Zwilling kommt selten allein” mit der damals noch zarten Lindsey Lohan in ihrer ersten (Doppel-)Rolle, “Der König von Narnia” oder “Die Reise zum magischen Berg”. Stöbern lohnt sich, um Klassiker wie “Tron” (allerdings nicht den Nachfolger), “The Rocketeer” oder Disneys glücklose Antwort auf “Star Wars” zu finden: “Das schwarze Loch” mit Maximilian Schell.

Da Disney vor einem Jahr Fox übernommen hat, werden auch von diesem Studio Inhalte angeboten, allen voran James Camerons “Avatar”, “Ice Age” und “Die Simpsons”. Zudem gibt es zahlreiche Serien, oftmals Zeichentrick oder Jugend-Comedy wie “Jessie” und “Hannah Montana” (mit Miley Cyrus).

Eine weitere starke Marke von Disney+ ist Pixar. Das Studio wurde 1986 von Steve Jobs kurz nach seinem (vorübergehenden) Ausstieg bei Apple für 5 Millionen Dollar übernommen und 20 Jahre später für den mehr als tausendfachen Preis, 7,4 Milliarden Dollar, an Disney verkauft. Pixar wurde erfolgreich durch aufwendige Trickfilme wie “Toy Story”, “Die Unglaublichen” und “Findet Nemo”, die sich allesamt mit Disney+ schauen lassen.

Genauso wie die Marvel Studios mit ihren Superhelden-Filmen wie “X-Men” und “Avengers”. Beim US-Start von Disney+ fehlten einige Filme, da es noch Verträge mit Netflix gab; dennoch sind auch jetzt nicht alle Filme des sogenannten Marvel Cinematic Universe auf Disney+ zu sehen, weil die Rechte teilweise bei anderen Studios liegen, wie “Spider-Man” bei Sony und “The Incredible Hulk” bei Universal.

Natürlich darf das Zugpferd Star Wars nicht fehlen. Disney hatte das Imperium 2012 von George Lucas übernommen. Angeboten werden die ersten acht Filme; der Abschluss der aktuellen Trilogie “Der Aufstieg Skywalkers”, der erst im Dezember im Kino anlief, lässt noch auf sich warten. Hinzu kommen die Trickserien wie “Star Wars – Rebels” und die anderen Streifen wie “Solo” und “Rogue One”.

Unterm Strich sind vier der fünf erfolgreichsten Filme aller Zeiten im Angebot von Disney+: “Avengers – Endgame”, “Avatar”, “Star Wars – Das Erwachen der Macht” und “Avengers – Infinity War”. (Der fünfte in der Liste wäre “Titanic”, der auch von Fox mitproduziert wurde; möglicherweise konnte oder wollte Disney sich nicht die kompletten Streamingrechte sichern oder verzichtete wegen der freizügigen Szenen mit der nackten Kate Winslet auf den Film.)
Im Bereich Dokumentationen setzt der Streaming-Dienst auf die vielen Filme und Serien des National Geographic Channel, der ebenfalls mit der Fox-Übernahme zu Disney gelangte. Zu sehen ist unter anderem der Freikletter-Film “Free Solo”.

Verfolgt wird das Angebot durch Apps gängiger Plattformen, die in diesen Stunden veröffentlicht wurden und werden, oder einen normalen Webbrowser. Die Oberfläche ist nüchtern; bisher lässt sich nur für die Profile regulieren, ob bei Serien die nächste Folge automatisch starten soll und ob nur kindergerechte Inhalte des ohnehin durchweg familienfreundlichen Angebots angezeigt werden sollten. Das ist kein wirksamer Schutz, weil sich alle Profile über die gleichen Account-Daten einloggen und zwischen den Profilen gewechselt werden kann.

Disney setzt auf den Entdecker-Drang seiner Kunden. Die Filme und Serien werden wie gewohnt als bunte Kacheln dargestellt, die sich grob nach Genres filtern lassen. Die Suche ist am ehesten bei Filmtiteln zu gebrauchen, findet jedoch auch Schauspieler wie Dwayne Johnson oder Regisseure wie Jon Favreau. Wer jedoch wissen will, in welcher Reihenfolge “Star Wars” und die Marvel-Filme zu schauen sind, muss erst einmal googeln.

Erwartungsgemäß werden viele Sprachen und Untertitel angeboten; zumindest Englisch ist immer mit dabei. Zu vielen Filmen gibt es Extras wie weiterführende Dokumentationen und mitunter Audio-Kommentare. Wer mit dem Browser schaut, aber nicht den ganzen Bildschirm opfern kann, aktiviert einen Miniatur-Modus, der sich auf den Desktop legt. Was man später schauen will, setzt man auf eine Merkliste. Eine Auswahl der Bandbreite und eine Download-Möglichkeit bietet die von uns benutzte Browser-Version bisher nicht.

Da sich Streaming-Angebote wie Disney+ monatlich kündigen lassen, bleiben Abonnenten nur bei der Stange, wenn sie fortlaufend mit neuen Filmen und Serienfolgen verwöhnt werden. Am meisten ersehnt wird sicher “The Mandalorian”, die erste Realserie aus dem Universum von “Star Wars”. Die achtteilige erste Staffel ist jedoch nicht komplett verfügbar. Angeboten werden die ersten beiden Folgen; die restlichen sollen im Wochen-Rhythmus folgen. Auf diese Weise bietet Disney eine ganze Reihe Serien an, von denen bisher nur die erste Folge zu sehen ist: Doku-Shows wie “The World According to Jeff Goldblum”, “Zugabe” und “The Imagineering Story”, die Jugend-Comedy “Tagebuch einer künftigen Präsidentin” oder “High School Musical” als Serie.

Disney+ bietet das, was man von Disney erwartet, aber nicht die ganze Bandbreite von Film und Fernsehen. Genres wie Drama, Krimi und Horror sind kaum vertreten. Mit Disney+ zersplittert die Streaming-Landschaft noch ein Stück mehr, da alle Anbieter bestrebt sind, Inhalte exklusiv an sich zu binden. Um alles zu sehen, müsste man ein halbes Dutzend Abos abschließen – Sky, Amazon Prime, Netflix, Disney+, TVNOW, Joyn … Andererseits sind die Kosten von 7 Euro im Monat überschaubar, zumal sich Disney+ sieben Tage lang gratis testen lässt und Telekom-Kunden gar ein halbes Jahr kostenlos schauen können.

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