Interview: Webcomic VGCC

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Timo Wienekamp alias Bufko ist ostfriesischer Hamburger, noch nicht ganz 30, komponiert Blogeinträge, studiert Japanologie, liebt E-Gitarrenmusik, das Internet und Videospiele, die älteren mehr als die neuen. Er zeichnet Webcomics und veröffentlicht sie auf www.vgcc.de. Ein Gespräch.

Wie lange zeichnest Du schon?
Ui. Ich kann mal gucken, ob ich irgendwo noch Ausgaben meiner legendären Comicreihe “Heldman jagt Doktor Bösewicht” auftreiben kann. Die sind irgendwann in meiner Realschulzeit entstanden. Vermutlich habe ich auch vorher schon allerlei gekritzelt. VGCC als Webcomic gibt es jetzt seit etwas über anderthalb Jahren. Davor war es das, was man in Fachkreisen spöttisch “JAFOM” nennt – „Just another fucking online magazine“.

Warum zeichnest Du Webcomics?
Weil ich Webcomics und die Idee dahinter mag. Jeder kann seinen Humor, seine Geschichten und seine Persönlichkeit in Comicform verarbeiten, völlig egal, ob er handwerklich ein guter Zeichner ist oder nicht. Und jeder, der interessiert ist, kann es kostenlos lesen, wann und wie lange er möchte. Ist einfach eine tolle Sache, das. Dazu kommt meine Affinität zu Videospielen und allem, was mit der Gaming-Szene im speziellen und modernen Medien im allgemeinen zu tun hat. Daß daraus letztendlich ein Webcomic über Videospiele entsteht, war ab einem gewissen Zeitpunkt abzusehen.

Welche Ziele verbindest Du damit?

Ruhm und Reichtum! Wobei der Ruhm zufriedenstellend ist, solange ich ein paar nette Kommentare pro Tag einfahren kann, von Menschen, denen meine Comicstrips gefallen. Und der Reichtum spätestens dann ausreicht, wenn ich die Kosten decken kann, die die Seite verursacht.

Gibt es eine Formel, nach der du deine Comics bastelst?

Aber selbstverständlich! Die ist jedoch streng geheim, und man würde Dir schlimme, unaussprechliche Greueltaten antun, würde ich sie hier ausplaudern. Im Grunde läuft es aber immer auf ein “Was ist in den letzten Tagen passiert?” hinaus.

Mit welchen Werkzeugen arbeitest Du?

Ich arbeite rein am PC. Also mittlerweile mit Wacom-Tablett (die ersten Comics habe ich per Maus gezeichnet – geht auch!) und diversen Bildbearbeitungsprogrammen. Momentan wären das Manga Studio und irgendeine ältere Photoshop-Version.

Machst Du zunächst Skizzen?

Wie gesagt, ich bin zu modern für dieses Fossil namens Papier. Hin und wieder kommt es aber sicher vor, daß ich spontan eine Idee habe. Dann muß ich sehen, wo ich einen Notizblock klauen kann. Oder anderweitig beschreibbares Material, wie Lehrbücher, Zigarettenschachteln oder Klopapier.

Nimmst du dir am Ende Zeit zum Nachbearbeiten?

Wenn ich noch Zeit habe, versuche ich zu retten, was möglich ist. Das momentane Prinzip von VGCC besteht darin, die Themen so aktuell wie möglich anzusetzen. Darum entsteht ein Comic meist erst in der Nacht vor seinem Erscheinungsdatum. Ich mache mir viele Gedanken, wie ich das optimieren könnte. Ganz zufrieden bin ich mit der Last-Minute-Produktion und daraus manchmal leidender Gesamtqualität nämlich nicht.

Woher findest Du die Ideen für Deine Comics?

Hauptsächlich im großen, weiten Internet mit all seinen Foren, Newsseiten und Blogs. Manchmal natürlich auch persönliche Erlebnisse oder Storys, die mir von Freunden zugetragen wurden. Oder irgendein kruder Traum. Oder, oder, oder. Ich greife nach jedem Strohhalm in Sichtweite, könnte man sagen.

Was entsteht zuerst – das Spieluniversum oder die Pointe?

Zuerst die Pointe. Dann überlege ich, ob man den Gag besser innerhalb einer Real-Life-Szenerie umsetzen kann, oder eine Parodie innerhalb der Spielwelt entsteht. Falls ersteres zutrifft, müssen Bufko und Double dran glauben, meine Hauptdarsteller. Zwei typische Videospieler, die vor kurzem an ihren eigenen Spieleshop gekommen sind. Leicht angelehnt an reale Personen (nämlich an mich und an einen guten Bekannten namens Michi, der sich auch dann und wann in die Comics und Artikel einklinkt). Damit läßt sich schon einiges anfangen.

Falls das nicht funktioniert, wird die Szene direkt im Spiel selbst angesiedelt, und ich lasse die jeweiligen Protagonisten das Ding machen. Oft wird dann auch die ursprüngliche Pointe während des Zeichnens noch mal komplett über den Haufen geworfen, das ist dann quasi die “Schuld” der Zeichnungen. Aber zumindest theoretisch kommt zuerst die Pointe.

Viele Comics sind nur verständlich, wenn man das porträtierte Spiel kennt …

… und das ist ein großes Problem. Niemand kennt alle Spiele, und oft finde ich gewisse Aspekte eines Spieles comicwürdig, die andere Spieler nicht einmal bemerkt haben. Ich versuche dann, soweit möglich, im zugehörigen Blogeintrag etwas aufzuklären, aber ganz zu vermeiden ist dieses Problem wohl gerade bei Comics im Videospiele-Umfeld nie ganz. Ein bißchen “Hit or Miss” schwingt immer mit bei sehr speziellen Gags.

Welche anderen Comics haben Dich inspiriert?

Offensichtlich: Penny Arcade. Meine absoluten Webcomic-Vorbilder. Aber auch Comics aus ganz anderen Genres. Sarah Burrini macht beispielweise ganz großartiges Zeug. Viele, viele amerikanische Comics wie Eben07, Sheldon, PvP, Calamities of Nature – ich könnte stundenlang weitermachen!

Hast Du über längere Geschichten nachgedacht?

Ist sogar in Arbeit – Mit AER habe ich einen storygetriebenen Comic gestartet, der zumindest bisher eher nebenbei läuft. Macht ungemein Spaß, aber ich komme viel zu selten dazu, daran weiterzubasteln.

Welche Tipps würdest Du anderen Comiczeichnern geben?

Zieht Euer Ding durch. Fragt keine Freunde, ob ihr witzig seid. Installiert WordPress und ab. Wenn ihr Eure Comics lustig, spannend oder interessant findet, wird es im Internet noch einen Haufen Menschen geben, die genauso denken. Und, ganz wichtig, laßt mir einen Link zukommen!

Kommentare

Ein Kommentar auf “Interview: Webcomic VGCC”

  1. Interview auf Spielenutzen.de | VGCC - Webcomic, Videospiele und Blog! am September 4th, 2009 18:14

    […] weltgrößten Retrosammlung und überhaupt Tausendsassa, was Videospiele angeht, hat auf seinem Blog http://www.SpieleNutzen.de ein kleines Interview veröffentlicht. Mit einem viel, viel, viiel zu großen Bild. Argh. Diesen Artikel […]